»Wenn wir den LEAF an einer Ladestation in Berlin anschließen, müssen wir den dann abstöpseln sobald er voll ist?« Der freundliche Autohändler winkt ab. »Den können Sie dran hängen lassen, der schaltet dann von alleine ab.« Nächste Szene: Zehn Uhr abends in Berlin Friedenau. Noch schnell das E-Car an die Ladesäule hängen und dann den verdienten Feierabend genießen. Leonie merkt sofort, dass die Rechnung des Autohändlers nicht aufgeht. Zufrieden nuckeln zwei Autos eines Car-Sharing Unternehmens an ihrer Stromversorgung. Die nächste Ladesäule ist über einen Kilometer entfernt. Zu weit für das Ende eines anstrengenden Tages.

Niedertracht liegt Leonie und ihrem Dackelhund Lisa fern. Bis jetzt. Doch nun entstehen Phantasien ähnlich dem Film von Stanley Kubrick, in dem ein niederträchtiger Bordcomputer in Zeitlupe die Sauerstoffversorgung des Astronauten vom Raumschiff trennt. Der Parkplatz hinter einem der beiden Schmarotzer ist frei. Ganz nah ranfahren, Stoß an Stoß. Klappe auf und eigenes Ladekabel an- und das andere aus der Ladesäule abstöpseln. Es fehlen zehn Zentimeter. Erste Passanten drehen sich um. Es bleibt bei der Niedertracht auf Probe, die Ladekabel sind sowieso verriegelt.

Lisa ist bereit, sich als Verbündete anzuschließen und setzt erst mal einen Haufen auf den Bürgersteig, genau vor die Fahrertür eines der E-Cars. Dann also doch morgen früh aufstehen und das Auto vier Stunden vor der nächsten Tour laden. Da müssen mindestens noch 100 Kilometer drauf!

Am nächsten Morgen hängen die beiden Schnarchnasen immer noch an der Ladesäule – voll bis unter die Haarwurzeln dämmern sie vor sich hin. Leonie umkreist die beiden Opfer inklusive Ladesäule, Lisa kreist mit und wundert sich kurz über den Haufen – Hunde haben kein gutes Gedächtnis. Rachegedanken: »Reifen zerstechen?« Hilft in dieser Situation überhaupt nicht. Dann der Blick auf die Servicenummer an einem der beiden E-Cars. Die freundliche Mitarbeiterin von *großer Stromkonzern* kann nicht weiterhelfen. Callcenter Symptom. Beim nächsten Versuch klappt es. Eine Mail nudelt sich 1,5 Stunden lang durch die Leitungen der *großer Mobilitätskonzern*. Schließlich taucht der zuständige Mitarbeiter auf, parkt um und macht sich aus dem Staub. Dicht auf den Fersen eine braune Spur zurück zu Lisas Haufen.