
Tobias Prüwer
Er ist seit über 15 Jahren aufmerksamer Beobachter seiner Wahlheimat Leipzig. Er ist freiberuflich tätig als Kulturjournalist und Theaterredakteur beim Leipziger Stadtmagazin kreuzer.
Deine Wahlheimat Leipzig – was hat dir die Entscheidung leicht gemacht?
Als gebürtiger Erfurter bin ich zum Philosophie- und Geschichtsstudium nach Leipzig gezogen und aus Überzeugung wie Bequemlichkeit in der Stadt hängen geblieben. Seitdem suche ich den perfekten Zeitpunkt, um mein Bewusstsein zu verbürgerlichen.
Noch habe ich diesen nicht gefunden und labe mich vielmehr an den vielen Freuden zwischen Metal-Schuppen und Oper, Stadtbibliothek und Hopfenkaltschale am Cospudener See. Leipzig als Stadt der kurzen Wege mit viel Kultur und Subkultur, Grün und Wasser macht es einem leicht, hier leben zu wollen – solange man einen Job findet. Und das ist wiederum nicht so leicht.
Welche »Ecken« der Stadt sind für dich als Kulturjournalist besonders interessant?
Ich möchte nicht mit einer langen Auflistung langweilen. An vielen Orten lohnt ein Blick, wie ja auch bei ScottyScout zu lesen ist oder ein Blick in die Veranstaltungskalender zeigt.
Du brauchst einen Ort des Rückzugs an einem hektischen Tag – wo gehst du hin in der Stadt?
Am besten kann man sich diesem an den Hotspots der Stadt entziehen, wo es zwar quirlig, aber nicht hektisch zugeht. Im Sommer hänge ich gern sitzend auf Schaufensterbänken am Südplatz ab.
Welche Entwicklung in der Stadt macht dich nachdenklich?
Der derzeitige Hype und die ewigen Berlinvergleiche nerven und geben ein falsches Bild. Die Stadt ist nicht nur Freilaufgehege für Hipster. Verdrängungsprozesse haben längst eingesetzt und Wohnraumsanierung läuft zumeist im Bereich hoher Mieten. Wer da alles einziehen soll? Immerhin bewegt sich der Durchschnittslohn anhaltend auf geringem Niveau. Und Leipzig ist, nachdem es über viele Jahre bundesdeutsche Armutshauptstadt war, gerade mal auf den Vizeplatz gerutscht.
Das Palmengartenwehr ist Symbol für Leipzigs Wassergeschichte
Hier am Palmengartenwehr wird für mich am deutlichsten erkennbar, dass Leipzigs Stadtentwicklung auf Wasser gebaut ist. Immerhin umfasst das Gewässernetz fast 180 Kilometer. Der Gewässerknoten von Elster, Pleiße, Luppe und Parthe machte diesen Ort überhaupt für die Besiedlung attraktiv.
mehr lesenWochenmarkt vor dem Alten Rathaus – Provinzielles mit eigenem Tempo
Vor dem Alten Rathaus darf es für mich richtig provinziell sein, wenn dienstags und donnerstags der Wochenmarkt aufgebaut wird. Dann mag man kurz vom Gefühl vergangener Jahrhunderte beschlichen sein, als hier noch das Stadtzentrum und der Ort der Kommunikation lagen.
mehr lesenIm Wildpark sagen sich Elch, Luchs und Waldkauz gute Nacht
Der Auwald ist Leipzigs grüne Lunge. An dessen südlichem Ende steht ein feines Refugium für Hirsch, Lux & Co. – und Tiere schauende Flaneure. Der Wildpark im Connewitzer Holz beherbergt auf rund 46 Hektar 250 Tiere aus 25 Tierarten.
mehr lesenGeist und Wahn in Leipzig – das Psychiatriemuseum
Geist und Wahn haben Spuren hinterlassen: Im Leipziger Psychiatriemuseum erfährt man vom kranken Woyzeck, der stigmatisierten Mundartdichterin Lene Voigt und dem berühmten nervenkranken Sohn des Namensgebers der Kleingartenbewegung Moritz Schreber.
mehr lesenWo in Leipzig die Puppen tanzen – Lindenfels Westflügel
Einst Ballhaus, Fabrik, Lager – heute beherbergt der Lindenfels Westflügel ein Zentrum für Figurentheater. Shakespeare reitet auf der Weltkugel: Im Treppenhaus auf dem ersten Absatz hängt das Marionettchen. Denn hier ist das ganze Haus Bühne, tanzen die Puppen.
mehr lesenDie Kirschen in Schrebers Garten
Leipzig ist die Wiege des Schrebergartens. Das Deutsche Kleingärtnermuseum erzählt seine Geschichte in Wort und Beet. Der denkmalgeschützte Museumsgarten macht die Kleingartennutzung um 1900 anschaulich – und bietet sich innenstadtnah zum mußevollen Spaziergang an.
mehr lesenEin Probenort für Leipziger Musiker
Wo die Musik spielt: Im Bandhaus wird geprobt, geklönt, gefeiert. Proben- und Veranstaltungsort in Leipzig. Faire Preise, kein Gehabe, gute Musik: Im Bandhaus ist die Quintessenz eines gelungenen Abends eigentlich immer zu haben.
mehr lesenArmageddon über Leipzig-Plagwitz
Vor zehn Jahren zog das Hehlheim in die Räumlichkeiten einer Eckgaststätte. In jenen Jahren war im Leipziger Westen noch nichts zu spüren vom kommenden Boom. Helheim geschlossen? »Wenn die Hölle dicht ist, kommen die Toten auf die Erde«, könnte man frei nach »Dawn of the Dead« meinen.
mehr lesenTypen auf der Schiene im Historischen Straßenbahnhof
In Möckern versteckt sich Deutschlands reichhaltigste Straßenbahnsammlung. Klingt langweilig? Von wegen. Den Straßenbahnhof Möckern betreibt die Arbeitsgemeinschaft Historische Nahverkehrsmittel e.V. Mit Leidenschaft und Expertenwissen sind alle Fahrzeuge bis ins Detail restauriert worden.
mehr lesen»Rundgänge in einer Welt« im Grassi Museum für Völkerkunde
»Dieses Haus ist in die Welt gegangen, um die Welt zu sehen und von der Welt gesehen zu werden« – Der poetische Name des Hausnachbaus aus Tuvalu steht sinnbildlich für alle Objekte in der Ozeanien-Abteilung im Grassi-Museum.
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