Irgendetwas wirkt unnatürlich an diesem Schlossbau. Ich komme nicht sofort darauf, was es ist. Sind es die ungleichen Türme? Oder sind es die Fensteröffnungen, die sich nicht in die Gesamtheit der Linien einpassen? Das macht mich neugierig, mich etwas mehr mit der Geschichte dieses Schlosses mitten im Hinterland der Insel Usedom zu befassen.

Zunächst nichts Ungewöhnliches: Der Ort Stolpe (auf Usedom) wird das erste Mal im Jahr 1218 erwähnt. Mitte des 13. Jahrhunderts wird der Ritter Gerhard von Schwerin im Ort ansässig und gründet die gleichnamige Adelslinie. Im 16. Jahrhundert wird der Kernbau des heutigen Schlosses im Renaissance-­Stil erbaut und im 17. Jahrhundert im Barockstil umgebaut. Im 19. Jahrhundert wurde es um einige historisch-romantische Elemente erweitert, wie Türmchen und Rundbogenfenster.

Dann aber der Hinweis: Leider widersprach diese Erscheinung der kommunistischen Ideologie — nichts sollte an ein Schloss erinnern. Aus diesem Grund wurden einige Bauelemente begradigt, wie die reich verzierten Fenster und der geschwungene Renaissancegiebel. Der ockerfarbene Putz durch einen grauen ersetzt und ein paar Türmchen abgerissen. Das wirkt bis heute untergründig weiter. Die ursprünglichen Linien wurden durch den Lauf der Geschichte aus dem Lot gebracht.

Nach der Wende erwarb die Gemeinde Stolpe das Anwesen und konnte so den weiteren Verfall stoppen. Heute wird das Gebäude als Dorfgemeinschaftsstätte und für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Um mit dem Fahrrad zum Schloss zu kommen, muss man beim Ortseingang links vom Radweg auf die holprige Kopfsteinpflasterstraße abbiegen. Der Blick vom gegenüberliegenden Dorfteich voller Teichrosen hinüber zum Schloss ist besonders schön.

Gut zu wissen

Am Schloss 9, 17406 Stolpe auf Usedom, www.schloss-stolpe.de. Anreise mit dem Fahrrad: Der Oder-Neiße-Radweg führt rechts an Stolpe vorbei.

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Stolpe - ein Schloss mit widersprüchlichen Linien 53.867500, 13.991200 Am Schloss, Stolpe, Usedom (Routenplaner)