Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist Gewinner des Bundeswettbewerbs nachhaltige Tourismusdestinationen 2016/2017. Der Schwäbische Alb Tourismusverband e. V. mit Sitz in Bad Urach ist unter anderem zuständig für die touristische Vermarktung der Biosphärenregion und angrenzenden Gebieten auf und an der Schwäbischen Alb. Wir haben uns mit Heiko Zeeb darüber unterhalten, wie »nachhaltiger Tourismus« auf der Schwäbischen Alb vermarktet wird.

Wie erklären Sie »nachhaltigen Tourismus« gegenüber Leistungsträgern in Ihrer Region oder Interessierten an der Schwäbischen Alb?

Das Stichwort »Nachhaltigkeit« ist ja immer auch ein »Buzzword« – jeder versteht etwas anderes darunter. Für die Schwäbische Alb als Ausflugs- und Reiseregion sind aus unserer Sicht vier Aspekte von Nachhaltigkeit besonders interessant:

  1. Die Zusammenarbeit mit regionalen Anbietern, bzw. die Nutzung regionaler Produkte.
  2. Der Naturschutz und damit verbunden eine geringe Beeinflussung der Natur.
  3. Bewahrung lokaler, kultureller Angebote und
  4. nachhaltige Mobilität.

Welche Angebote in den von Ihnen betreuten Unterregionen gibt es außerhalb des Biosphärengebiets, die speziell nachhaltigen Tourismus unterstützen?

Natürlich ist das Biosphärengebiet Schwäbische Alb ein Hotspot für nachhaltigen Tourismus. Daran sind über 30 Städte und Gemeinden und drei Landkreise beteiligt. Zudem verpflichten sich über 100 Partner, nachhaltig zu wirtschaften, wie z. B. Schäfereien, Gastronomen, Natur- und Landschaftsführer, Bäckereien, Nudelhersteller und viele mehr. Für die touristische Vermarktung der Region sind all diese Angebote interessant, da sie in ihrer Gesamtheit die Besonderheiten der Region Schwäbische Alb widerspiegeln.
Es gibt jedoch unzählige weitere Produktinitiativen, die weit über das Biosphärengebiet hinaus gehen. Ein Beispiel ist die Erzeugergemeinschaft der Alb-Linsen oder auf Schwäbisch »Alb-Leisa«, deren Produkte deutschlandweit in Bio-Läden erhältlich sind.
Ein Vorzeigeprojekt zur nachhaltigen Mobilität außerhalb des Biosphärengebiets ist beispielsweise das E-Bike Center Donautal. Zudem bietet die Alb ein breites Angebot an Wander- und Radbussen (mehr Informationen auf www.schwaebischealb.de).

Was sind Ihre Tipps, wie eine Destination Angebote zu nachhaltigem Tourismus gemeinsam mit Leistungsträgern entwickeln kann?

Wie zu Beginn eines jeden Projekts ist es empfehlenswert, mit der Analyse zu starten. Folglich sollte man sich in einem ersten Schritt überlegen, welche Leistungsträger in der Region sich bereits für das Thema Nachhaltigkeit engagieren. Darüber hinaus ist ein Vergleich mit anderen touristischen Destinationen derselben Ebene ratsam.

Welchen Beitrag kann aus Ihrer Sicht das Tourismusmarketing einer Destination zu nachhaltigem Tourismus beitragen?

Sofern wir die Angebotsgestaltung vom Tourismusmarketing ausklammern, ist es Aufgabe der Destination, dem Gast die nachhaltigen Angebote zu vermitteln und schmackhaft zu machen.
Ein Beispiel dafür sind regionale Mobilitätsangebote wie Rad-/Wanderbusse. Viele Besucher haben zunächst Bedenken, auf ihr eigenes Auto zu verzichten. In diesem Fall ist es Aufgabe der Destination aufzuzeigen, dass der Verzicht auf das Auto kein Verzicht im eigentlichen Sinne darstellt. Anders gesagt, sofern alle Gäste vor Ort ihr eigenes Auto nutzen, verzichten sie gesamthaft auf saubere Luft und Ruhe.

Anhand von regionalen Produkten lassen sich zudem hervorragende Geschichten erzählen. So ist die Kulinarik der Schwäbischen Alb untrennbar mit ihrer besonderen Geologie verbunden. Der Karstboden der Region ist unfruchtbar und eignet sich nicht für konventionellen Ackerbau. Daher ist die extensive Weidehaltung z.B. von Schafen traditionell stark ausgeprägt. So entstand mit den Wacholderheiden eine einzigartige Kulturlandschaft, die etwa seltenen Orchideen als Lebensraum dient. Bis heute stehen Schafprodukte auf nahezu jeder Speisekarte in der gutbürgerlichen Küche.

Was hat der Preis als nachhaltige Tourismusdestination des Biosphärengebietes aus Ihrer Sicht in der Gesamtregion Schwäbische Alb verändert?

Ausgelöst durch den Preis gibt es vermehrte Anfragen aus den Medien – es wird über die Region als nachhaltige Tourismusdestination berichtet. Insgesamt lässt sich die Wirkung jedoch nicht eindeutig von anderen Einflüssen trennen. Was wir beobachten sind überdurchschnittlich steigende Gästezahlen auf der gesamten Schwäbischen Alb von Tuttlingen bis Ellwangen. Bei den Steigerungsraten liegen wir seit zwei Jahren an der Spitze Baden-Württembergs. 2017 haben wir im Übrigen nicht nur die Auszeichnung für das Biosphärengebiet erhalten, sondern auch die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe für die Fundstätten der ältesten Kunstwerke und Musikinstrumente der Menschheit.