Ein Beitrag von Leonie Umbach
Leonie Umbach hat als Marketingmitarbeiterin und Nachhaltigkeitsbeauftragte im Destinationsmanagement gearbeitet und in dieser Zeit die erfolgreiche Bewerbung der Uckermark im »Bundeswettbewerb nachhaltige Tourismusregionen 2012/2013« umgesetzt.

Im Frühsommer finden die Aktionstage des Deutschen Rates für nachhaltige Entwicklung statt. Die Aktionstage sind auf europäischer Ebene in die alljährliche »European Sustainable Development Week« eingebunden und bündeln hunderte von Aktionen aus Zivilgesellschaft, Kirchen und öffentlicher Hand. Ziel ist es, Aufmerksamkeit auf das Thema Nachhaltigkeit zu lenken und exemplarisch zu zeigen, dass jeder sich engagieren und dazu beitragen kann, etwas zum Besseren zu ändern.

Nachhaltiger Tourismus – Themen, die nicht jeder hat

Content Marketing – also die Präsentation der eigenen Destination im Netz über Geschichten, Bilder und Videos – nimmt eine zunehmend große Rolle im Destinationsmarketing ein. Online auffindbare Bilder und Geschichten bieten potentiellen Besuchern Inspiration und Anlässe zur Interaktion (teilen, liken, kommentieren, eigenen Content hochladen). Sie tragen positiv zur Reiseentscheidung für eine Destination bei und bringen sie im Netz »ins Gespräch«. Außerdem wird relevanter Content von den Algorithmen der Suchmaschinen und sozialen Netzwerke honoriert und damit die digitale Reichweite der Destinationen erhöht. Aber wie schafft man es, in der immer größeren Content-Flut mit seinen Angeboten wahrgenommen zu werden? Zum Beispiel, indem man auf Themen setzt, die in vielen Destinationen vorhanden sind, aber in kaum einem Fall gebündelt kommuniziert werden. Und die von einer immer größeren Zielgruppe im Netz gesucht werden. Wie zum Beispiel Nachhaltigkeit.

Denn während das Thema Nachhaltigkeit im Alltag vieler Menschen längst – weit über den gelegentlichen Einkauf im Bioladen hinaus – einen hohen Stellenwert einnimmt, sind langfristig ökologisch und sozial tragfähige Lebens- und Wirtschaftsmodelle im Tourismus immer noch stark unterrepräsentiert. Dabei ist das Querschnittsthema Nachhaltigkeit ein sehr guter Ansatzpunkt für Content Marketing und digitales Storytelling. Gerade im »Ausflugs-Umfeld« von größeren Städten können Destinationen mit den Themen punkten, die die breite Zielgruppe der »bewusst Konsumierenden« in ihrer eigenen Lebenswirklichkeit bewegt.

»Nachhaltigkeit bedeutet Verzicht und passt deshalb nicht ins Urlaubsfeeling« – mit Vorurteilen aufräumen und den Mehrwert herausstellen

»Die wollen mir das Autofahren und mein Schnitzel verbieten und teuer ist es auch noch!« Nachhaltigkeit wird von Vielen erst mal mit Verzicht und Einschränkungen gleichgesetzt. Und gerade im Urlaub oder beim Wochenendausflug möchte man ja nicht verzichten, sondern den Kopf abschalten, entspannen, genießen und eine gute Zeit mit Familie oder Freunden haben. Die Lösung: die vielfältigen Aspekte von Nachhaltigkeit als Mehrwert kommunizieren!

Einer der größten Umweltfaktoren im Tourismus  besteht in der Mobilität. Identifizieren Sie alternative Möglichkeiten des An- und Fortkommens in Ihrer Region, bündeln sie dies am besten noch zu konkreten Tourenvorschlägen und erstellen Sie Bilder und Geschichten für Ihr Online Marketing dazu. Ob Wandern von Bahnhof zu Bahnhof, Erlebnisberichte über den Spaßfaktor bei der Nutzung in der Destination vorhandener E-Mobilitäts- oder Sharing-Modelle, Radtouren-Geheimtipps oder eine Fokussierung auf die Wiederentdeckung der Langsamkeit und/oder die positiven Aspekte von Waldluft auf unsere Psyche – Freizeitmobilität ohne Auto schränkt nicht ein, sondern macht Spaß!

Nachhaltige Tourismusangebote – was ist das eigentlich? Lifestyle kommunizieren

Dass Autofahren nicht nachhaltig und die Anreise mit der Bahn aus ökologischer Sicht zu bevorzugen ist, ist ja noch so ziemlich jedem klar. Aber was gehört denn sonst noch so zu diesem sperrigen Begriff und wie verpackt man dieses »sonst-noch-so« in Geschichten, die im Idealfall von Zielgruppen nicht nur gelesen, sondern auch in den sozialen Netzwerken weitergeteilt oder gar durch eigenen Content (v.a. Bilder) ergänzt werden? Neben den oben bereits erwähnten, gesundheitsförderlichen Aspekten körperlicher Aktivitäten gehören zu den »Rennern« die Themen Essen und Wohnen. Lassen Sie Ihre Regionalproduzenten selbst zu Wort kommen und nutzen Sie die so entstehenden, authentischen Geschichten für Ihre Online-Kommunikation. Ein Tag mit der Schafhirtin in den Streuobstwiesen, schön erzählt und mit lebendigen Bildern bestückt auf Facebook eingestellt – schon schmeckt Ihren Gästen aus der nahen Großstadt beim nächsten Tagesausflug die regionale Käseplatte doppelt gut. Und der dazu gereichte Apfelsaft ist nicht mehr »teuer«, sondern ein besonderes Produkt mit persönlicher Geschichte, das außerdem noch dazu beiträgt, die regionalen Wirtschaftskreisläufe zu stärken und das Leben der Bevölkerung in der Lieblings-Ausflugsregion zu verbessern.

Ebenso verhält es sich mit der Übernachtung in der ökologisch ausgebauten Unterkunft. Der Lehmputz lässt den Gast tief durchatmen, das alte Gebälk wurde in liebevoller Handarbeit freigelegt, die im Garten gedeihenden Wildkräuter finden sich neben dem regionalen Schafskäse auf dem Frühstücksbuffet wieder … und all das wird zusammengehalten von diesem spannenden Menschen, dessen Geschichte man doch neulich irgendwo zufällig auf Facebook gelesen hat …

Nachhaltigkeit als »Klammer« – ein paar Praxistipps für SEO und Social Media

Authentische Geschichten mit Bezug zum Thema Nachhaltigkeit lassen sich in (fast) jeder Destination identifizieren und müssen dann »nur noch« erzählt und schließlich auf dem richtigen Weg ins Netz gebracht werden. In den sozialen Netzwerken gilt, wie für alle Themen: Nicht zu lange Texte in denen das Wesentliche der Geschichte unterhaltsam und spannend zu lesen auf den Punkt gebracht wird. Und dazu emotionale Bilder oder Bewegtbilder. Soziale Netzwerke sind für die meisten Menschen Freizeitbeschäftigung, entsprechend muss der dort platzierte Content die Zielgruppen über ihre persönlichen Interessen und Vorlieben erreichen. Hier eignen sich auch ganz vortrefflich möglichst konkrete Tourenvorschläge, zum Beispiel Wanderungen ab Bahnhof mit Einkehr bei Gastronomen die regionale Produkte anbieten usw.

Aber wie wird man auch bei Google mit seinem Nachhaltigkeits-Content von potentiellen Gästen gefunden? Hier lohnt es sich, neben detaillierten und nutzerfreundlich gestalteten Wander- und Radtouren-Tipps und inspirierenden Stories über Anbieter und Angebote, auf der eigenen Website auch Blogbeiträge und andere Elementen einzubinden, die übergeordnete Schlagworte wie regionale Produkte, Nachhaltigkeit, Tagesausflüge ohne Auto, Bio-Gastronomie usw. enthalten.

Du willst mehr zur Vermarktung von Nachhaltigkeit im Tourismus erfahren? Dann lese das Interview mit Heiko Zeeb vom Tourismusverband Schwäbische Alb.