Auf unserer Tour mit dem E-Car durch mehr oder weniger entlegene Ausflugsgebiete sind wir ja schon auf den Hund oder, besser gesagt, auf die Schildkröte gekommen. Zumindest aus Sicht unhinterfragter Geschwindigkeitsmaxime: Unterwegs mit Strom fährt und lädt es sich langsamer. A propos »Schildkröte« – beim Fachsimpeln mit überzeugten E-Car-Nutzern scheint es gang und gäbe zu sein, den Ankommenden zu gratulieren, dass sie noch nicht im »Schildkrötengang« unterwegs sind. Hat sich die letzte unverhoffte Umleitung auf dem Land nämlich zu tief in den Kilometerstand gefressen, schaltet das E-Car bei vier verbleibenden Kilometern in einen Kriechgang, um sich auf den Seitenstreifen oder besser zu nächsten Steckdose zu retten. Das ist uns bisher erspart geblieben.
Heute setzen wir dem langsamen Reisen mit erneuerbaren Energien noch eines oben drauf. Am Werbellinsee in der Schorfheide nördlich von Berlin steigen wir vom E-Car auf das Solarboot um. Dieses entpuppt sich als ein fahrendes Klassenzimmer – für Kinder und Erwachsene. Lautlos und langsam gleiten wir über den herbstlichen See. Heute steht eine Einführung in die Mobilität mit Hilfe von Solarenergie auf dem Programm. Unser Referent, der ehemalige Busunternehmer Arno Paulus, ist schon mit einem solarbetriebenen Trabbi durch die Landschaft gegurkt – ganz nach der Devise »Abspecken und Runterbremsen bringt mehr Effizienz«.
Seine Einführung hinterlässt gedankliche Spuren zum nachhaltigen Reisen: Das E-Car ist ein einzelner Baustein im persönlichen Mobilitätskonzept und kein zentrales Transportmittel. Zuvor kommen das E-Bike und der öffentliche Nahverkehr. Muss man mehr tragen als das eigene Körperwicht oder kann das Ziel nicht mit »Öffentlichen« erreicht werden, kann das E-Car einspringen. Und wenn es um den Urlaub und Strecken über 150 Kilometer geht, bietet die Bahn die beste Alternative, zur Not geht auch ein Leihauto. Denn Hand aufs Herz: Wie häufig bewegen wir uns über einen Umkreis von 100 Kilometern hinaus? In weniger als 95% der Fälle!
Mit der nüchternen Feststellung des Dorfladenbesitzers in Altenhof – einem E-Car Besitzer aus Überzeugung – gleiten wir zurück in Richtung Berlin: »Seit ich E-Cars fahre schaue ich nicht mehr auf die Geschwindigkeit, sondern auf energiesparendes Fahren. Und ich habe seitdem keinen Strafzettel mehr bekommen!«