Fachwerkhäuser, Rathaus und ringsum ein See. Bei der Annäherung über Land und See fallen die zwei aufragenden Kirchtürme auf. Vom Umland aus geht es hinunter zum See. Wer sich von Süden nähert, begegnet zunächst der Siedlung um das frühere Kloster, das mit der Reformation zu einem evangelischen Damenstift wurde. Der erste Kirchturm reckt sich ins Himmelblau, neugotisch und sehr filigran. Wo einst Nonnen beteten und Stiftsdamen lebten, präsentiert sich ein Orgelmuseum und ein Kunstmuseum mit den Werken berühmter Künstler der Region. Bemerkenswert wie sich die historischen Lebensorte ins Jetzt einfügen. Als ob man in einem Roman von Fontane oder Storm spazieren ginge, durchschreitet man Räume und Zeiten. Dabei führen alle Wege an den See.
Wenn sich die Drehbrücke öffnet, wird Malchow fast wieder zur Insel. Fast, denn seit dem 19. Jahrhundert verbindet ein Damm das Eiland mit dem Festland. Wir reihen uns ein in die Warteschlage der Boote, die bei der Öffnung hindurchwollen. Wir fahren bergauf und müssen warten bis alle entgegenkommenden Boote passiert haben. Wo soll ich hinschauen? Auf beiden Seiten ist so viel zu entdecken. Schön, die hinter den Häusern liegenden Gärten zu sehen. Langestreckt, mit Bootssteg und jedes ist anders: modern, malerisch und immer einladend. Muss das schön sein, dort zu wohnen. Markant wirken die kantigen großen Fabrikgebäude aus Backstein. Relikte des Industriezeitalters als der Ort »Mecklenburgisches Manchester« genannt und Textilien produziert wurden. Andernorts wären das schon Lofts und Künstlerateliers. Auch hier hat der Umbau begonnen. Malchow wird bald kein Geheimtipp mehr sein. Schön und schade zugleich.
Langsam entfernt sich das Ufer, die Stadt bleibt zurück. Ein Wasserweg weist die Elde stromaufwärts. Wasser, Himmel, Wolken – wie auf einem Landschaftsgemälde. An diesem Hochsommertag trägt die sanfte Brise blau glänzende Libellen vom Ufer auf das Boot, mitten auf dem Wasser. Tanzend verweilen sie für einen kurzen Moment, ein leises Zirren ist zu hören. Gleich darauf sind sie verschwunden. Die Zeit scheint stehen zu bleiben, die Gespräche umher sind kaum wahrnehmbar, verstummen fast gänzlich. Das Panorama ist atemberaubend. Eine riesige blau glitzernde Wasserfläche, umkränzt vom Grün des Waldes. Was für ein Moment. Eine Sehnsucht erfasst den Betrachter, Größe der Natur, Wahrhaftigkeit des Augenblicks: das Schöne ist der Glanz des Wahren.
Gut zu wissen
17213 Malchow, www.inselstadt-malchow.de. Anreise: Bahnhof Malchow (Regionalbahn), Fußweg zur historischen Altstadt auf der Insel 2 Kilometer.
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