Das habe ich nicht erwartet: Ein Riesenvieh direkt vor mir im Staub, wie ein Bison aus dem letzten Indianerfilm. Massiger Kopf, ebenso massige Schultern, kleine gebogene Hörner und ziemlich langes Fell. Zum Glück ist ein stabiler Zaun zwischen mir und dem Wisent. Das »Europäische Wildrind« hätte ich mir irgendwie ähnlicher unseren heutigen Rinderrassen vorgestellt.
Kaum vorstellbar, dass früher ganze Herden dieser Tiere hier herumgezogen sind. Bis zum 14. Jahrhundert waren in ganz Europa der Wisent und der Auerochse weit verbreitet, von den Slawen auch Tur genannt. Der Auerochse bevorzugte die feuchten Niederungen, der Wisent die Mischwälder. Schon um 1370 wurden beide Wildrinder in Pommern ausgerottet, seit 1627 gelten diese beiden Tierarten als weltweit ausgestorben.
1976 wurde im polnischen Nationalpark Wollin mit der Wisentzucht begonnen. Dort gibt es in der Nähe von Międzyzdroje (Misdroy) ein Schaugehege, in der Nähe von Piła (Schneidemühl) sogar eine freilebende Herde. Seit 2004 wird das Wisent auch auf Usedom gezüchtet. Im Gehege bei Dargen kann man die Herde aus nächster Nähe beobachten. Auf der Landstraße von Argen nach Stolpe biegt ca. 500 Meter hinter dem Ortsausgang Dargen rechts ein Feldweg zum Gehege ab. In der begleitenden Ausstellung sind reichhaltige Informationen gut lesbar und vor allem auch für Kinder anschaulich und verständlich aufbereitet.
Gut zu wissen
Wisentgehege Insel Usedom, Heideweg 1, 17419 Argen OT Prätenow, www.wisentgehege-usedom.de. Über den Nationalpark Wollin auf der polnischen Seite des Stettiner Haffs und das Wisentreservat informiert die Webseite www.wolinpn.pl (Informationen auch in deutscher Sprache). Anreise: Haltestelle Prätenow, Bus (Linie 284).
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