von Gastautorin Waltraut Ulrich

Diplom-Agraringenieurin und Unternehmerin Waltraut Ulrich lebt seit 35 Jahren in Sternberg und ist Vorsitzende des Vereins Sternberg und MEHR e.V., der das alljährliche Landesrapsblütenfest Mecklenburg-Vorpommern organisiert:

Fast zu groß für das kleine Sternberg wirkt die weithin sichtbare Hallenkirche aus rotem Backstein – besonders, wenn man sich der Stadt von Osten, aus Richtung Güstrow, nähert. Doch wenn man weiß, dass hier nicht nur fast 650 Jahre lang die Mecklenburgischen Landtage eröffnet wurden, sondern dass in Sternberg auch die Reformation offiziell im Land Einzug hielt, dann scheint unsere Stadtkirche gerade angemessen.

Die 1839 in ihrer heutigen Form errichtete Stadtmauer wurde Ende der 1990er Jahre saniert. Nur eines der ursprünglich vier Stadttore, das Mühlentor, hat die Zeit überdauert. Eine Treppe in der Wallanlage führt hinauf zu einem der für mich schönsten Orte in Sternberg: Vom Mühlentor schweift der Blick über die Häuser und den Großen Sternberger See in die hügelige Weite. Doch dreht man sich um und geht durch das Tor in die Stadt hinein, könnte man meinen, plötzlich in eine andere Zeit geraten zu sein. Eine enge Gasse mit geduckten, auf Feldsteinsockeln stehenden Häusern führt hinauf zur Kirche. Jedes Mal wenn ich hier entlanggehe, fühle ich mich wie im Mittelalter. Fast übermächtig muss das gewaltige Gotteshaus damals auf die Menschen gewirkt haben, so wie es sich am Ende der Gasse über die kleinen Fachwerkhäuser erhebt.

Heute betritt man die Kirche durch die Turmhalle, die in Richtung des Marktplatzes ausgerichtet ist und läuft quasi mitten hinein, in die Reformationsgeschichte Mecklenburgs: Über dem Durchgang zum Kirchenschiff wandert der Blick hinauf zu einem Fresko des Malers Fritz Greve, das detailreich den Landtag vom 20. Juni 1549 an der Sagsdorfer Brücke vor den Toren Sternbergs zeigt. Bei dieser Zusammenkunft von Herrschern, Fürsten, den Adelsgeschlechtern und Geistlichen am Ufer der Warnow, wurde Mecklenburg offiziell evangelisches Herzogtum. Wer nach Sternberg kommt, sollte sich einen Blick auf das lebendig gestaltete Fresko keinesfalls entgehen lassen. Über die Sommermonate ist die Kirche ganztägig geöffnet, wenn sie doch mal verschlossen ist, kann man sich den Schlüssel in der Touristeninformation gegenüber holen.

Gut zu wissen

Mühlentor, Mühlenstraße, 19406 Sternberg, www.tourismus.stadt-sternberg.de. Die studierte Landwirtin Waltraut Ulrich ist Ideengeberin und Organisatorin des alljährlich in Sternberg stattfindenden Landesrapsblütenfestes, www.landesrapsbluetenfest.de. Anreise: Haltestelle Sternberg ZOB, Bus Linie 170 von Schwerin.

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Vom Mühlentor zur Stadtkirche – eine Zeitreise in Sternberg 53.711403, 11.831481 Mühlenstraße, 19406 Sternberg (Routenplaner)