Von Gastautorin Andrea Rohrberg
1872 erhielt die Berlin-Stettiner Eisenbahn die Erlaubnis zum Bau der Eisenbahnlinie Ducherow – Swinemünde von der preußischen Regierung. Damit die Segelschiffe weiterhin passieren konnten, musste die Brücke von Kamp nach Karnin eine Durchfahrt erhalten. Diese wurde zunächst als Drehbrücke konzipiert und gebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts stieg das Verkehrsaufkommen so stark an, dass ein Ausbau der Strecke beschlossen wurde. Die Durchfahrt für Schiffe wurde nun als Hubbrücke umgebaut. Die Hubhöhe betrug 30 Meter, die drittgrößte ihrer Art in Europa.
1945 wurde die 163 Meter lange Brücke mit ihren Brückenfundamenten von den Deutschen gesprengt, um das Vorrücken der Roten Armee zu erschweren. Das Segment mit der Hubvorrichtung blieb stehen. Es ist heute als massive Stahlkonstruktion weit über Karnin hinaus zu erkennen. Die Fähre von Kamp nach Karnin auf der Insel Usedom fährt daran vorbei, so kann man einen genaueren Blick auf das Ungetüm aus Stahl werfen. Die Fähre ermöglicht außerdem den kurzen Weg von Ueckermünde auf die Insel Usedom.
Dieses Relikt einer einstigen Mobilität nach Osten hin lässt mich schlucken: Hier ging es nicht um die Bewältigung einer gemeinsamen europäischen Zukunft, sondern um die Wahrung territorialer Interessen – und deren Unterbindung.
Gut zu wissen
Fährhafen, 17406 Karnin, www.fähre-kamp-karnin.de. Den besten Blick auf die Hubbrücke hat man von der Fähre aus. Sie verkehrt zwischen Kamp und Karnin. Einen guten Blick hat man ebenso vom Fährhafen in Karnin aus. Anreise: Mit dem Fahrrad in Bugewitz vom Oder-Neiße– bzw. Berlin-Usedom-Radweg Richtung Fähre Kamp abbiegen.
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