Es kommt tatsächlich öfter vor, dass Putbusser gefragt werden, wo sich denn nun das Putbusser Schloss befände. Die Angesprochenen reagieren oft mit Unwillen – wenn sie schon zu oft gefragt worden sind – oder mit Wehmut. Denn die Anziehungskraft dieses Bauwerks hat nach all den Jahren nicht nachgelassen – und das, obwohl das Schloss schon in den frühen 1960er Jahren abgerissen worden ist. Man könnte meinen, dass genug Zeit vergangen sei, um alte Wunden zu heilen. Doch das Putbusser Schloss widersetzt sich hartnäckig, nicht nur dem Vergessen, sondern auch dem Nicht-mehr-da-Sein. Wenn ich durch den Schlosspark mit seinen mächtigen, alten Bäumen wandele, erwarte ich fast, dass auf einmal weiße Pracht durch die Blätter blitzt. Ein klassizistischer Bau eben, mit eindrucksvoller Fassade, Treppenaufgang und links und rechts einem Türmchen. Und wenn man dann angekommen ist an dem Ort, an dem das Schloss einmal gestanden hat, ist die Leere unbegreiflich.

Das Putbusser Schloss war das einzige Gebäude zu Putbus, das nachweislich wesentlich älter war als die Neubauten, die während der Stadtgründung zwischen 1808 – hier werden die ersten Handwerker und Tagelöhner in Putbus angesiedelt – und 1817 entstanden. Schon in der Slawenzeit steht an seiner Stelle eine Burg, die 1253 erstmals erwähnt wird. Der quadratische Bau befindet sich genau in der Mitte eines Ringgrabens und ist Sitz der führenden Adelsfamilie Rügens. Als diese 1325 ausstirbt, übernimmt die Familie zu Putbus die Burg – hier entsteht das sogenannte »Steinhaus«, aus dem dann in mehreren Bauphasen nach und nach das prunkvolle Schloss wird, das 1962 schnöde abgerissen und eingeebnet wird.

Natürlich, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Adelsbauten anders genutzt und verkamen. Natürlich, in der DDR war nicht viel Geld und Sinn für den Erhalt solcher Gebäude vorhanden. Aber Abriss? Unverzeihlich. Die Bürger in Putbus hadern mit der Leere im Schlosspark, Kunstprojekte wurden angedacht, die das Schloss auf großen Leinwänden wieder entstehen lassen sollten. Immer wieder gibt es auch Anläufe, das Schloss wieder aufzubauen. Bisher vergeblich. Und so stehe ich vor der malerischen Grasfläche am Schwanenteich, schließe die Augen – und schon erhebt es sich wieder: Das Putbusser Schloss.

Schlosspark Putbus, Kastanienallee, 18581 Putbus. Der Förderverein Residenzstadt Putbus und Schlosspark e.V. setzt sich für das kulturelle Erbe des Ortes ein, www.residenzstadt-putbus.de. Anreise: Die Schmalspurbahn Rasender Roland und die Buslinien 30 und 31 fahren bis Putbus-Bahnhof, die 30 bis Putbus-Park.

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Das Schloss in Putbus - ein Luftschloss 54.350279, 13.471019 Putbus, Deutschland (Routenplaner)