Wolde, in Mecklenburg oder Vorpommern gelegen? Diese Frage führt uns in die Zeit des Faustrechts und des Raubrittertums, in das 15. Jahrhundert. Der Ort, der sich auf halber Stecke der Landstraße zwischen dem vorpommerschen Altentreptow und dem mecklenburgischen Stavenhagen befindet, hat eine abenteuerliche Vergangenheit.
Die feste Burg Wolde auf der Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern, spielte im Mittelalter eine bedeutende Rolle. Die Herzöge auf beiden Seiten beanspruchten die Landeshoheit über den Ort. Der Raubritter Bernd Moltzan jedoch fühlte sich niemandem verpflichtet, spielte beide Seiten gegeneinander aus und trieb seinen Schabernack. Als Zeichen seiner Unabhängigkeit stellte er sogar einen eisernen Roland auf. Im Jahre 1491 kam es zum Zerwürfnis zwischen ihm und seinem pommerschen Lehnsherrn, dem Herzog Bogislaw. Dieser belagerte mit seinen Mannen die Burg, die damals zu den stärksten Festen Norddeutschlands gehörte. Nur durch ein Missgeschick der Burgbesatzung – als beim Kontrollgang eines Knappen ein Funke seiner Fackel durch die offene Tür des Pulverturms flog und eine ungeheure Explosion auslöste, die einen Großteil der Burganlage zerstörte – konnten die Belagerer die Burg einnehmen und schleifen. Dem Ritter Moltzan gelang die Flucht durch einen unterirdischen Gang.
Die Wolder Besitzverhältnisse wurden auch nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht geregelt. Eigentümer des Gutes war zu dem Zeitpunkt erneut das Maltzansche Geschlecht, das ihren Besitz 1658 formell und völkerrechtlich anerkannt als Freistaat proklamierte. Den Einwohnern bescherte dies ein angenehmes Leben: Keine Steuern, keine Kriegsdienste, aber auch kuriose Episoden. Der Freistaat Wolde existierte 215 Jahre, bis 1873 in einem Staatsvertrag die Grenze neu festlegt wurde. Diese verlief mitten durch das Dorf, durch Gärten, Häuser und quer über die Dorfstraße. Während Kirche, Gutshof, Schloss, Schul- und Zollhaus mit Ausschank auf mecklenburgischem Gebiet standen, befanden sich fast alle Tagelöhnerkaten sowie der Friedhof mit Glockenturm in Preußen.
Jetzt stehe ich hier mitten in Wolde und sehe, in Richtung Pommern ist die alte Dorfstraße neu bewohnt, während im mecklenburgischen Teil des Ortes das Schloss verschwunden, die Kirche ungenutzt und ein neuer Gutshof entstanden ist.
Gut zu wissen
17091 Wolde, Anreise: Mit dem Zug bis Neustrelitz oder Neubrandenburg, weiter mit dem Bus. Hintergründe zur Region und zum Schloss erzählt Kerstin Klut in ihren SchlossVERführungen, www.schlossverfuehrung.de
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